NEUER DACIA DUSTER (2024) IM TEST: DER WAHRE VOLKSWAGEN?

Ganz Deutschland (und Österreich) kann dieses Auto kaum erwarten. Anders ist es nicht zu erklären, dass so gut wie alle unsere Artikel zum neuen Dacia Duster extrem beliebt sind. Man kann es verstehen: In seiner dritten Generation bleibt das kompakte SUV nicht nur günstig, sondern wird nun sogar durchaus schick. Kein Wunder also, dass es laut Dacia bereits rund 10.000 Vorbestellungen gibt. 

Sind die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt? Wir konnten den neuen Dacia Duster jetzt endlich fahren. Auf dem Papier bleibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Der Wagen steht auf der CMF-B-Plattform des Renault-Konzerns, Dacia nutzt aber eine abgespeckte Variante namens LS (Low Specifications). Also ähnlich wie beim Discount-Supermarkt: Gleiche Schokolade, einmal mit Marke, einmal mit Eigenname.

Exterieur | Interieur | Fahrbericht | Wissenswertes | Fazit

Exterieur

Mit einer Länge von 4,34 Meter liegt der neue Duster ungefähr zwischen einem VW T-Roc und einem Tiguan. Optisch wirkt der Dacia auf uns sehr stimmig, die Breite von 1,81 Meter und die konturierte Motorhaube sorgen für einen markanten Auftritt. Anders ausgedrückt: Billig wirkt dieses Auto in keinster Weise. 

Je nach Ausstattung gibt es einen optischen Unterfahrschutz in Schwarz oder Grau. Die Bodenfreiheit liegt zwischen 209 und 217 mm. Gut: Endlich gibt es solide Bügeltürgriffe. Zumindest vorne. Hinten hat man Klappgriffe in Höhe der Fenster angebracht. Das erinnert an den Renault Clio und ist zwar schick, aber nicht sonderlich praktisch. Bei den Lackierungen gibt es "Arktis-Weiß" als Umsonstfarbe,"Safari-Grüngrau" kostet 550 Euro, die Metallic-Töne 650 Euro. Reifenformate? Zwischen 16 und 18 Zoll.

Abmessungen Dacia Duster TCe 130 4x2 (2024)
Länge 4.343 mm
Breite 1.813 mm
Höhe 1.661 mm (mit Dachreling)
Radstand 2.657 mm
Leergewicht 1.379 kg
Kofferraumvolumen 517 - 1.609 Liter
Zuladung 421 kg
Anhängelast 1.500 kg; 75 kg Stützlast
Böschungswinkel vorne 24 Grad (4x2) / 31 Grad (4x4)
Böschungswinkel hinten 36 Grad
Rampenwinkel 23 Grad (4x2), 24 Grad (4x4)

Interieur

Dacia-Chef Denis Le Vot ist ein pragmatischer Mann: Warum es keine elektrisch verstellbaren Sitze im neuen Duster gibt? Rücken Sie etwa Ihren Stuhl per Knopfdruck an den Esstisch? Simpel ist also Trumpf, allerdings nicht billig um jeden Preis. Das merkt man im Innenraum des Duster. Er ist optisch ansprechend eingerichtet, nutzt im Cockpit und an den Türen weitestgehend Hartplastik. Aber warum auch nicht? Das ist immerhin ehrlicher als in einem teureren VW

Und durch gewisse Farbnuancen, Riffelungen oder den aufgeprägten Modellnamen hat die Einrichtung sogar einen eigenen Charme. Zumal es an der Bedienung nichts auszusetzen gibt, auch an Ablagen mangelt es nicht. Abgesehen vom Basis-Duster blickt der Fahrer auf ein übersichtliches 7-Zoll-Farbdisplay. Wozu braucht es da ein Head-Up-Display? Klar strukturiert ist auch der 10,1-Zoll-Touchscreen, die optionale Aufrüstung mit Navigation braucht es nicht unbedingt, wir würden Google Maps und Co. bevorzugen.

Lob verdient die gute Übersicht nach vorne über die konturierte Motorhaube. Ebenso das (gemessen an der Länge) hervorragende Platzangebot für die Insassen im Fond und das großzügige Kofferraumvolumen. Je nach Ausstattung gibt es einen doppelten Einlegeboden, eine mit Kunststoff verkleidete Ladekante ist serienmäßig. Insgesamt ist alles funktional und durchdacht.

Kommen wir zum ewigen Problembär bei Dacia: die Sitze. Monsieur Le Vot beteuert, man habe in diesem Punkt nachgebessert. Und tatsächlich sind die Sitzmöbel für Fahrer und Beifahrer keine unbequemen Bandscheibenmörder mehr. Zwei Stunden am Stück lassen sich im Dacia aushalten, dann fungieren die Sitze als indirekter Müdigkeitswarner und mahnen zur (sowieso sinnvollen) Pause. Etwas mehr Unterstützung im Lendenbereich wäre nett. Aber irgendwas muss ja noch fürs Facelift bleiben ...

Fahrbericht

Für unsere erste Ausfahrt im neuen Duster nehmen wir den TCe 130, also die mittlere Maschine. Tatsächlich die goldene Mitte, wie sich bald herausstellt. Ausreichend kräftig zieht der Dacia damit voran. Zudem laufruhig: 2.600 U/min liegen bei 130 km/h an, exakt 3.000 bei Tempo 150. Leider stören dann Windgeräusche die Akustik ein wenig. Apropos Wind: Die Klimaautomatik fächelt die frische Luft in den Stufen Fast, Auto oder Soft entgegen. Nicht schlecht!

Sowohl Lenkung wie auch Fahrwerk sind keine Offenbarung, aber das sollen sie auch gar nicht. Sportliche Attitüden sind dem Dacia Duster fremd, er hat andere Qualitäten, etwa im Gelände. Besonders mit Allrad (plus 2.500 Euro beim TCe 130) erweist er sich als tüchtig, hier fällt auch das nachfedernde Verhalten der Hinterachse weniger ins Gewicht. Generell rollt der Duster auf 18 Zoll recht trocken ab, bei schlechterer Piste wird es laut, ohne aber den vorhandenen Komfort zu schmälern.

Mit viel Autobahnanteil und etwas Landstraße kamen wir im TCe 130 4x2 auf durchschnittlich 6,7 Liter auf 100 km, Dacia selbst gibt 5,5 Liter an. Diesen Wert erreicht der Hybrid 140 mühelos. Da er aber weit über 3.000 Euro teurer ist als der TCe 130, würden wir ihn nur jenen empfehlen, die unbedingt eine Automatik möchten.

Wissenswertes

Das bringt uns zum Kernthema beim neuen Dacia Duster: Ausstattung und Preis. Vorerst gibt es den 130er nur in den Topausstattungen Journey und Extreme für je 23.650 Euro. Hier gibt es kaum noch Extras, wir raten aber trotzdem zum Winter-Plus-Paket (500 Euro) mit Heizung für Lenkrad. Vordersitze, Windschutzscheibe, aber auch Lordosenstütze für den Fahrer. Und zum City-Paket mit diversen Kameras und Totwinkelwarner für 600 Euro Aufpreis. Macht summa summarum 24.750 Euro plus Lackierung.

Erst zu einem späteren Zeitpunkt kommt für den TCe 130 die günstigere Expression-Ausstattung. Für 22.150 Euro ist hier das Wesentliche drin: Klimaanlage, Rückfahrkamera, 10,1-Zoll-Touchscreen, 17-Zoll-Alus. Viele Assistenzsysteme sowieso, da gesetzlich vorgeschrieben. Einige lassen sich netterweise ohne Umstände deaktivieren. Winterpaket mit Lordosenstütze (350 Euro) dazu, fertig. Macht 22.500 Euro. Wie aber bei Dacia üblich, ist der Abstand zur Topversion nicht sehr groß. Mehr ist hier also mehr.

Alles zum Dacia Duster:

Apropos mehr: 2025 startet als größerer Bruder des Duster der wohl rund 4,60 Meter lange Bigster in ähnlicher Optik. Jedoch wird auch er keine dritte Sitzreihe bieten.

Fazit: 9/10

Mehr als 2,4 Millionen Duster hat Dacia seit 2010 produziert. Die Neuauflage hat beste Voraussetzungen, an diesen Erfolg anzuknüpfen und ihn sogar zu vermehren. Massive Kritikpunkte gibt es kaum anzumerken: Die Sitze bleiben optimierbar, die Ausstattungsstruktur zum Teil auch. Manch einem wird ein Diesel fehlen. Dennoch hat der 2024er-Duster das Potenzial, den Marktanteil von Dacia in Deutschland über die Drei-Prozent-Marke zu bringen. 

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