DER HYUNDAI IONIQ 5 N IST EINE E-ZIGI AUF RäDERN

Mit einer perfekten Inszenierung will der Hyundai Ioniq 5 N auch Petrolheads vom E-Auto überzeugen.

Verzichten, ohne wirklich zu verzichten: Vapes, Mandelmilch und vegane Steaks sind im Trend. Sie wollen die perfekte Illusion bieten, um uns von Dingen wegzuholen, auf die wir verzichten wollen, aber nicht so einfach können. Ein solches Ersatzprodukt bietet nun auch Hyundai an: den Ioniq 5 N. Ein Elektroauto für jene, die eigentlich lieber einen sportlichen Benziner fahren möchten.

Emotionen statt Zahlen

Die Basis bildet der Ioniq 5. Der rund 4,70 Meter lange Crossover zählt an sich schon zu den besten Angeboten unter den E-Autos. Allrad, bis zu 481 Kilometer Normreichweite, ultraschnelles Laden dank 800-Volt-Akkupaket und bis zu 239 kW/325 PS Leistung. Die hauseigene Sportabteilung «N» hat die Leistung für ihre Interpretation des Ioniq 5 kurzerhand verdoppelt: Bis zu 478 kW/650 PS und 770 Nm stehen nun an.

Bei 260 km/h greift der elektronische Begrenzer, der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h ist in 3,4 Sekunden möglich. Beeindruckende Werte – für ein modernes E-Auto aber nicht aussergewöhnlich. Das ist den Machern aber herzlich egal. «Wir lieben Kurven», sagt Joonwoo Park, Chef der «N»-Abteilung. Der Ioniq 5 N soll ein rennstreckentauglicher Kurvenfresser sein. Das ist für ein E-Auto genauso aussergewöhnlich wie das Ziel, die Fahrt im Stromer zum emotionalen Erlebnis zu machen.

Drei verschiedene Sounds zur Auswahl

Es braucht etwas Zeit, um sich in den zahlreichen Menüs und Untermenüs für die Fahrdynamik-Modi zurechtzufinden. Doch es lohnt sich. Nebst den üblichen Modi «Eco», «Normal» und «Sport», in denen sich der «N» wie ein normales E-Auto anfühlt, ist im «N»-Menü fast alles möglich: Die Kraftverteilung ist vom Fronttriebler bis zum reinen Hecktriebler verstellbar, Fahrwerk, Lenkung und Sperrwirkung des Differenzials an der Hinterachse sind ebenfalls konfigurierbar.

Zudem stehen drei verschiedene Sounds zur Auswahl. Zwei futuristische Klangmuster, die an Jets oder Raumschiffe erinnern, und ein ganz klassisches: Es imitiert einen Vierzylinder-Turbobenziner. Das Geräusch wird über Lautsprecher aussen und innen wiedergegeben. Damit nicht genug: Die Wippen hinter dem Lenkrad, über die man beim Stromer üblicherweise die Rekuperation einstellt, werden zu Schaltwippen, auf dem Tacho erscheint ein Drehzahlmesser.

Überzeugende Simulation

Die Nadel eilt dem roten Bereich bei knapp 8000 Umdrehungen entgegen. Ein Zug an der rechten Schaltwippe, ein Ruck geht durchs Auto, die Drehzahl sinkt und die Beschleunigung setzt wieder ein. Genauso wie bei einem Benziner mit Doppelkupplungsgetriebe. All das ist nur simuliert, in Tat und Wahrheit hat der Ioniq 5 N weder Turbo-Sound samt Fehlzündungen noch mehrere Gänge. Die Simulation ist aber so gut, dass man spätestens nach der dritten Kurve vergessen hat, dass man in einem E-Auto sitzt.

Das könnte tatsächlich manchem Petrolhead den Umstieg auf ein E-Auto vereinfachen. Wie jedes gut gemachte Ersatzprodukt hat aber auch der Hyundai Ioniq 5 N einen Haken: Ganz günstig ist er nicht. Mindestens 79’900 Franken kostet der Power-Stromer. Doch: Näher an das Gefühl eines Benzin-Sportwagens kommt derzeit definitiv kein anderes E-Auto.

2024-03-28T09:26:50Z dg43tfdfdgfd