BMW R 1300 GS REISEENDURO NEU FüR 2024 : NEUE BMW R 1300 GS – DIE TECHNIK IM DETAIL

Im Herbst 2023 löste die neue BMW R 1300 GS die BMW R 1250 GS ab. MOTORRAD hat alle Infos, alle Daten und zeigt die Technik im Detail.

100 Jahre BMW Motorräder – und die R 1250 GS ist Geschichte. Mit der neuen R 1300 GS schlägt BMW zum 101. Jahrgang 2024 das nächste Kapitel der weltweit begehrten Reiseenduro mit Boxer-Motor auf. MOTORRAD erklärt die Technik der neuen BMW R 1300 GS mit allem Drum und Dran sowie interessante Hintergründe.

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Neuer Boxer-Motor der BMW R 1300 GS

Zuerst zum neuen Boxer-Motor: Dieser Evolutionsschritt zum Jahrgang 2024 lupft den bayerischen Flat Twin für die BMW R 1300 GS von bisher 1.254 auf genau 1.300 Kubik. Die runde Zahl ergibt sich mit jeweils 106,5 Millimeter großen Zylinderbohrungen und Kolben sowie mit 73 Millimeter Kolbenhub. Gegenüber dem 1250er wächst die Bohrung um 4 Millimeter, der Hub wird 3 Millimeter kürzer. So dreht der weiterhin luft-wassergekühlte Zweizylinder bis 9.000/min. Seine Spitzenleistung, 145,5 PS (107 kW), erreicht er bereits bei 7.750/min, das maximale Drehmoment, 149 Nm, bei 6.500/min. Das sind fast 10 PS mehr als bei der 1250er, bei gleicher Nenndrehzahl, sowie 6 Nm mehr, 250/min höher.

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Shift Cam und höhere Verdichtung

Hierfür vergrößerten die BMW-Techniker die Ventildurchmesser um ein paar Millimeter und erhöhten für die BMW R 1300 GS nochmals die Verdichtung, von 12,5:1 auf 13,3:1. Übernommen wurde das inzwischen bewährte Shift Cam mit 2 drehzahl- und lastabhängig umgeschalteten Einlassnockenprofilen für Teillast und Volllast. Im Teillastbereich unterscheiden sich zudem die Nocken für die jeweils 2 Einlassventile. Diese Phasenverschiebung sorgt beim einströmenden Gemisch für einen Drall und ausgeprägte Verwirbelung im Brennraum. Die Verbrennungseffizienz nimmt zu – der Spritverbrauch wird optimiert. Trotz der großen Bohrung genügt dabei jeweils eine zentrale Zündkerze, kombiniert mit Klopfsensoren.

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Der Boxer wird optisch symmetrisch

Außerdem hat BMW die Nockenwellenantriebe für jede Seite einzeln am Zylinder platziert. Beim linken Zylinder, der in Fahrtrichtung nach wie vor wenige Zentimeter vor dem rechten Zylinder liegt – hubzapfenbedingt, läuft die Steuerkette für den dohc-Kopf hinter dem Zylinder, beim gegenüberliegenden rechten Zylinder davor. Das gleicht die Asymmetrie in der Draufsicht aus. Wie gehabt, umströmt Kühlflüssigkeit thermisch hoch belastete Bauteile der BMW R 1300 GS wie Zylinderköpfe und Teile der Zylinder, während weiterhin zusätzlich der Fahrtwind zur Kühlung genutzt wird – dafür ist der Boxer schließlich prädestiniert.

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Getriebe unter dem Motor

Beim Getriebe ändert sich mehr: Die 6-Gang-Schaltbox – weiterhin vom japanischen Zulieferer Musashi – liegt jetzt unter und nicht mehr hinter dem Motor. Das reduziert die Baulänge des Boxers und senkt das Gewicht. Mit dieser Neuauslegung will BMW am Antriebsstrang der BMW R 1300 GS 6,5 Kilogramm eingespart haben. Getriebe und Kardan, bei der 1250er von Rückrufen betroffen, sind angeblich verstärkt worden. Der Schaltassistent bleibt Sonderausstattung, und die Höchstgeschwindigkeit bleibt elektronisch auf 225 km/h begrenzt.

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BMW R 1300 GS mit neuem Fahrwerk 12 Kilo leichter

Insgesamt soll die BMW R 1300 GS 12 Kilogramm leichter geworden sein. Eine gut ausgestattete R 1250 GS belastete die MOTORRAD-Waage zuletzt mit 260 Kilogramm. Die neue Boxer-Enduro dürfte mit vergleichbarer Ausstattung und vollem Benzintank – 19 statt 20 Liter – also knapp unterhalb 5 Zentner wiegen. Als Leergewicht mit zu 90 Prozent befülltem Alu-Tank und Grundausstattung nennt BMW 237 Kilogramm. Unverändert bleibt das zulässige Gesamtgewicht bei 465 Kilogramm. Bei der Diät halfen ein paar Tricks, wie etwa das Streichen des Hauptständers, des Gepäckträgers und des Einstellrads fürs hintere Standard-Federbein aus der Grundausstattung, aber auch die neue Lithium-Ionen-Batterie und der um einen Liter verringerte Tankinhalt.

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Neuer Rahmen aus Stahl und Aluminium

Bisher spannte sich ein Stahl-Gitterrohrgeflecht um den Motor, Stahlrohre bildeten auch die Basis fürs Heck. Bei der BMW R 1300 GS entschieden sich die Entwicklungs-Ingenieure für eine Neukonstruktion mit Blechschalen-Hauptrahmen aus Stahl. Dieser soll höhere Steifigkeitswerte als der Rahmen der 1250er-GS aufweisen und zusammen mit dem kompakteren Boxer-Antrieb für eine Zentralisierung der Massen rund um den Gesamtschwerpunkt des Fahrzeugs sorgen, für noch flinkeres Handling sowie bessere Bremsstabilität und Lenkpräzision. Angeschraubt ist der Heckrahmen aus Aluminium.

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BMW R 1300 GS mit Evo Telelever

Um das bekanntlich sehr gute Fahrverhalten weiter zu verbessern, hat BMW zudem den Telelever überarbeitet. Hier ist es konstruktionsbedingt so, dass die Gabelholme bei Federbewegungen des Stoßdämpfers vorn immer leicht kippen. Da Tauch- und Gleitrohre diese Bewegung nicht zulassen, braucht’s an der oberen Gabelbrücke eine flexible Lagerung für die Holme. Bei der R 1250 GS löste BMW das über Tonnenlager. Bei der neuen BMW R 1300 GS sitzen die Gabelholme dagegen fest in der oberen Gabelbrücke. Damit der Lenker die Kippbewegung nicht mitmacht, ist er nicht fest, sondern über ein flexibles Edelstahl-Element mit der oberen Gabelbrücke verschraubt. Das soll Bewegungen nach vorn und hinten ausgleichen, Lenkbewegungen aber wie gewohnt zulassen.

Die jetzt Evo Telelever genannte Vorderradführung mit weiterhin 190 Millimeter Federweg, aber stärkeren Standrohren (45 statt 37 Millimeter) erhöht laut BMW die Verwindungssteifigkeit der Fahrwerksfront. Weiteres Feintuning am Telelever betrifft das Kugelgelenk an der unteren Gabelbrücke, wo eine zusätzliche Rollenlagerung die Losbrechkräfte reduziert, was ebenfalls der Lenkpräzision zugute kommen soll. ZF Sachs liefert die Federbeine für vorn und hinten.

Evo Paralever mit Schwingenachse

Evo Paralever heißt das hintere Federungskonzept für die BMW R 1300 GS nun und weist nach wie vor üppige 200 Millimeter Federweg auf. Mit der längeren Einarmschwinge und deren verstärkter Lagerung – erstmals mit durchgehender Schwingenachse im Rahmen – fällt der Evo Paralever laut BMW ebenfalls verwindungssteifer aus, was noch mehr Fahrstabilität und klarere Rückmeldung bescheren soll.

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Feintuning fürs bewährte GS-Fahrwerk

Nur geringfügig ändern sich Radstand (von 1.514 auf 1.518 Millimeter) und Lenkkopfwinkel (von 64,3 auf 63,8 Grad). Einen größeren Unterschied gibt es indes beim Nachlauf (von 100,6 auf 112 Millimeter). Gleich bleiben die Formate der Räder, mit 120/70-19 vorn und 170/60-17 hinten, weiterhin wahlweise in Aluminiumguss oder als Kreuzspeichenausführung. Die vorderen Bremsscheiben wachsen im Durchmesser um 5 auf 310 Millimeter, die hintere Scheibe um 9 auf 285 Millimeter.

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Bremsen wieder von Brembo

Und die Bremszangen für die BMW R 1300 GS, vorn neue, radial angeschraubte Vierkolbenzangen, hinten eine Doppelkolbenzange, liefert nicht mehr Hayes, sondern wieder Brembo. Aus dem bisher teilintegralen, schräglagenoptimierten ABS wird ein vollintegrales System, bei dem der Druck von beiden Bremshebeln stets optimal auf beide Räder verteilt wird.

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Was kostet die neue BMW R 1300 GS?

Mit 19.100 Euro Grundpreis ist die BMW R 1300 GS genau 800 Euro teurer als zuletzt die R 1250 GS. Allerdings mit erweiterter Grundausstattung: heizbare Griffe, Handprotektoren mit integrierten LED-Blinkern, Reifenluftdruckkontrolle RDC, Motorschleppmoment-Regelung MSR, Tempomat DCC mit Bremsfunktion, Keyless-Funkschlüsselsystem, Lithium-Ionen-Batterie sowie Smartphone-Ladefach mit USB und 12-Volt-Steckdose.

Moderne Standards sind zudem 4 Fahrmodi (Eco, Rain, Road und Enduro), Schlupfregelung DTC, dynamischer Bremsassistent DBC und Berganfahrhilfe HSC sowie das TFT-Farbdisplay im Format 6,5 Zoll mit integrierter Connectivity.

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BMW R 1300 GS – Ausstattung und technische Daten

Sonderausstattungen für die BMW R 1300 GS sind das neue semi-aktive Fahrwerk DSA mit variabler Federrate sowie eine adaptive Höhenregelung für 30 Millimeter Absenkung im Stand und bei langsamer Fahrt. Ebenso neu für die Boxer-GS ist ein erstmals elektrisch einstellbarer Windschild. Weitere neue Sonderausstattungen sind die Assistenzsysteme Abstandsradar ACC, Front-Kollisionswarnung FCW und Spurwechselwarnung SWW, zusammengefasst als Riding Assistant.

Radar, Matrix-LED-Kurvenlicht und elektrisch einstellbarer Windschild

Das adaptive Kurvenlicht bewerkstelligt BMW künftig mit dem symmetrischen Matrix-LED-Scheinwerfer und zugeschalteten, X-förmig angeordneten Tagfahrlicht-Elementen. Sitzheizung gibt’s ebenfalls weiterhin optional. Die neuen Enduro-Variokoffer (Original-Zubehör) bieten neben variablem Volumen künftig LED-Innenbeleuchtung und Zentralverriegelung.

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GS Triple Black, Trophy und Option 719 Tramuntana

Triple Black, GS Trophy sowie Option 719 Tramuntana heißen die vorkonfigurierten Varianten neben der weißen Standard-Ausführung. Am 4. November 2023 kam die BMW R 1300 GS in den Handel. Die technischen Daten haben wir hier zusammengefasst:

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BMW R 1300 GS Typ KA1

Die interne Typbezeichnung für die BMW R 1300 GS ist, so war aus Insiderkreisen zu hören, KA1. Demnach folgt KA1 (R 1300 GS-Basismodell) auf K50 (R 1200/1250 GS ab 2013). Außerdem hatte BMW sich bereits 2019 beim Deutschen Patent- und Markenamt die Modellbezeichnung M 1300 GS schützen lassen. Die M-Variante könnte mit Carbon-Teilen und geschmiedeten Aluminium-Rädern nochmals einige Kilo abspecken und dann unter 230 Kilogramm (vollgetankt) wiegen.

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Die neue GS-Modell-Familie ab 2024

Wie sich die GS-Familie ab 2024 auffächern könnte, zeigte bereits die BMW Motorrad-Homepage im Bereich Service. Hier können BMW-Fahrer Kundendienstleistungen anmelden. Dazu wählen sie in einem Menü ihr Modell aus. Und genau da erschienen schon die kommenden GS-Modelle. Gelistet war neben der R 1300 GS auch die M 1300 GS. Und die R 1400 GS (Adventure), die jedoch, dem Vernehmen nach, nicht wirklich mehr Kubik bekommt.

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BMW R 1300 GS, M 1300 GS und R 1400 GS

Mit diesen Modellvarianten wäre folgende Aufteilung denkbar: Die BMW R 1300 GS wird die "ganz normale" GS, die BMW R 1400 GS ersetzt – ohne tatsächliche Hubraumvergrößerung – die Adventure-Variante, die nämlich nicht im Menü auftauchte. Und die M 1300 GS könnte eine besonders sportliche Version der Boxer-GS werden – entweder Richtung offroad oder onroad. Gelände und Straße, dafür steht die Abkürzung GS schließlich seit 1980.

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