DER KLIMASCHUTZ BRAUCHT VIELE QUALIFIZIERTE HäNDE

Das Handwerk spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Klimawende. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien und damit die Modernisierungen in Privathaushalten hat es die Experten.

Die Nachfrage nach Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen steigt stetig. Ob Eigenheim oder Mietwohnung – immer mehr Menschen interessieren sich dafür, Energie selbst zu erzeugen und ein Stück weit unabhängig von den steigenden Gas- und Strompreisen zu werden. Mit seinen vielfältigen Dienstleistungen trägt das Handwerk unmittelbar zum Ausbau erneuerbarer Energien, zur Erhöhung der Energieeffizienz und zur Verringerung der Treibhausgase bei. Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks arbeiten derzeit fast 2,5 Millionen Beschäftigte in rund 450.000 Handwerksbetrieben täglich in fast allen Bereichen am Erfolg der Energiewende mit. Wenn Gebäude gedämmt, Stromnetze für E-Mobilität ausgebaut werden und die Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umgestellt wird, spart das CO2 und bringt Deutschland seinen Klimazielen näher.

Viele Ausbildungsberufe haben sich auf die neuen Anforderungen hin bereits verändert. Im Maler- und Lackiererhandwerk gehört das Erlernen der Möglichkeiten einer ökologischen Wärmedämmung auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen, die gut für das Raumklima und die Minderung des CO2-Verbrauchs sind, seit Jahren zum Programm. Im Umfeld Sanitär-Heizung-Klima dreht sich vieles um den Einbau von Wärmepumpen, Heizungs-Checks und die Optimierung des Energieverbrauchs. Elektriker beschäftigen sich mit Photovoltaikanlagen, Installationen von Wallboxen und E-Mobilität. Fest verankert wurde auch die Klima-Kompetenz der Dachdecker mit der novellierten Ausbildungsordnung für ihren Berufsstand. Konkret müssen sie zum Beispiel in der Lage sein, Energiesammler und Energieumsetzer wie Sonnenkollektoren fachgerecht zu planen und zu verbauen.

Knapp 30 Gewerke im Handwerk werden laut Aussagen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks als klimarelevant eingestuft, darunter beispielsweise auch Zweiradmechatroniker, Brunnenbauer und Schornsteinfeger. Zweiradmechatroniker etwa sind maßgeblich an der Mobilitätswende beteiligt. Sie reparieren nicht nur Fahrräder, sondern auch immer mehr E-Bikes. Damit haben sie Anteil daran, dass möglicherweise mehr Menschen auf das Rad umsteigen, ihr Auto häufiger stehen lassen und sich für eine klimaneutrale Mobilität entscheiden. Brunnenbauer können auch Experten für Geothermie sein, was ein Verfahren ist, bei dem aus dem Grundwasser Heizenergie und Warmwasser gewonnen wird. Und indem Schornsteinfeger Heizungen kontrollieren und zertifizieren, haben sie auch deren Emissionen im Blick und können die Geräte entsprechend optimieren.

Wer als Privatperson in erneuerbare Energien investieren will, sollte zunächst einen sogenannten individuellen Sanierungsfahrplan für sein Gebäude aufstellen lassen. Dieser wird vom Bund gefördert und beispielsweise durch Gebäudeenergieberater des Handwerks entwickelt. „Auch wenn zunächst nur einzelne Maßnahmen ausgeführt werden sollen, lohnt sich die Erarbeitung eines langfristigen Sanierungsgesamtplans“, betont Ulrich König vom Stuttgarter Energieberatungszentrum. „So lassen sich notwendige Vor- oder Folgearbeiten gleich mit einbeziehen und damit teilweise erhebliche Kosten einsparen.“

Zunächst wird im Rahmen einer Energiediagnose der allgemeine Gebäudezustand, die Gebäudehülle, das Heizsystem und die Warmwasserbereitung begutachtet und bewertet. Anschließend werden Maßnahmen geplant, die das Haus im Laufe der Jahre zu einem Effizienzhaus wandeln. „Bei vielen Bestandsbauten ist es sinnvoll, zunächst den Energieverbrauch zu senken“, sagt König. „Das funktioniert unter anderem über eine verbesserte Dämmung von Keller, Dach und Fassaden oder durch den Einbau neuer Fenster.“ Die Gewerke können mit der oftmals generell notwendigen Modernisierung der Hausbestandteile kombiniert werden. So empfehlen Experten, die Fenster nach 40 Jahren, das Dach nach etwa 60 Jahren zu erneuern.

Für alle Maßnahmen rund um die Energiewende werden zukünftig noch verstärkt handwerkliche Fachkräfte benötigt. Laut Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks wird allein der Bedarf im Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk wegen der Planungen zum Wärmepumpenausbau auf rund 60.000 zusätzliche Monteure bis 2030 geschätzt. Um die Fachkräfte gewinnen zu können, müssen sich vermehrt junge Menschen für eine berufliche Ausbildung entscheiden. Dass sich dies lohnen kann, zeigen viele Bildungskarrieren von der dualen Ausbildung über den Meisterbrief bis hin zum eigenen Betrieb.

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