MINI JCW (2025) IM FAHRBERICHT: KNALLERBSE MIT SUCHTPOTENZIAL

Der Mini John Cooper Works ist ein Auto mehr, das einfach gefallen will – er will wieder begeistern. Ein Fahrzeug, das mehr Statement als Vernunftentscheidung sein soll. Wer sich für den Dreitürer in seiner schärfsten Ausbaustufe entscheidet, der sucht wohl (hoffentlich) kein bequemes Alltagsauto, sondern ein kompaktes Spaßmobil mit Ecken und Kanten. Mit 231 Turbo-PS, Frontantrieb und kurzem Radstand tritt der JCW an, um Herzen schneller schlagen zu lassen. Doch der Weg dahin ist gepflastert mit Kompromissen – vor allem beim Komfort.

Schnelle Daten Mini John Cooper Works (2025)
Segment Sportlicher Kleinwagen
Motor 2,0 Liter Turbo-Vierzylinder Benziner
Leistung  170 kW / 231 PS
Länge x Breite x Höhe 3 876 × 1 744 × 1 452 mm 
Preis ab 40.600 Euro

Die Vorgängerversion bekam vom der Community und auch der Kundschaft gehörig eins aufs Dach. Zu schwer, zu lahm, zu weich - das berühmte Gokart-Feeling fand nur noch in der Pressemitteilung statt. Das haben sich die Planer zu Herzen genommen und den neuen JCW - vor allem als Verbrennervariante - gehörig auf Krawall gebürstet. Ob der Mini John Cooper Works seinem legendären Ruf endlich wieder gerecht wird und welche Kompromisse man dafür eingehen muss, klärt unser Test.

Exterieur

Schon optisch stellt der JCW klar, dass er keine halben Sachen macht. Der große, schwarze Frontgrill mit dem dreifarbigen JCW-Logo, flankiert von aggressiven Lufteinlässen, gibt den Ton an. Der Heckdiffusor, der zentrale Endrohrausgang und der aerodynamisch geformte Spoiler runden den Auftritt ab. Dazu kommen die markanten LED-Scheinwerfer mit horizontalem Tagfahrlicht im JCW-Design und optionale Motorhaubenstreifen. Elf Lackfarben, Kontrastdächer in Chili Red oder Jetblack – Individualisierung ist Programm. 

Bild von: Motor1.com
Bild von: Motor1.com
Bild von: Motor1.com

Die kompakten Maße machen ihn zum perfekten Begleiter auf engen Straßen und in Baustellenbereichen. Wo andere nervös werden, huscht der Mini locker durch. Gerade das geringe Maß an Breite (nicht einmal 1,75 m) wird zum Vorteil – man genießt es regelrecht, mal nicht mit einem XXL-Fahrzeug unterwegs zu sein.

Interieur / Bedienung

Der Innenraum des JCW ist eine Mischung aus Retro-Charme und moderner Inszenierung. Die Kippschalterleiste erinnert an die erste moderne Mini-Generation, der Drehschalter zum Starten zitiert den klassischen Zündschlüssel, und auch der zentrale Tacho ist ein liebenswertes Relikt. Die dritte Lenkradspeiche aus gestepptem Stoff, die JCW-Plaketten an allen Ecken und Enden, die hinterleuchteten Stoffflächen – all das macht den Innenraum zu einem Gesamtkunstwerk, das es so bei keinem anderen Hersteller gibt.

Abmessungen Mini John Cooper Works (2025)
Länge 3.876 mm
Breite 1.744 mm
Höhe 1.452 mm
Radstand 2.495 mm
Leergewicht 1.405 kg
Kofferraum 210 - 725 Liter

Die Sitze? JCW-typisch sportlich, mit genug Seitenhalt auch für engagiertes Fahren. Sie sind nicht mehr so schmal wie früher, sodass auch breitere Fahrer bequem Platz finden. Nur die kurze Sitzfläche stört: Wer längere Beine hat, dem baumelt der vordere Oberschenkelteil ein wenig in der Luft. Eine ausziehbare Schenkelauflage wäre hier wünschenswert gewesen. Die Sitzmassage ist effektiv, aber umständlich zu deaktivieren – am Sitz starten geht, beenden kann man nur tief im Menü. Die Sitzposition selbst ist angenehm tief, minitypisch eben, und unterstützt das sportliche Fahrgefühl.

Vorne ist das Platzangebot okay, besonders dank der fast nicht vorhandenen Mittelkonsole, die dem rechten Bein viel Raum gibt. Durch die weit entfernte Frontscheibe hat man gefühlt viel Platz. Links wird’s zur Tür hin etwas enger – typisch Mini. Hinten wird’s eng: Sitzt vorne ein 1,87 Meter großer Fahrer, bleibt dahinter genau null Knieraum. Der Kofferraum (210 bis 725 Liter) reicht für einen kleinen Koffer und einen Rucksack – viel mehr sollte man nicht erwarten.

Bild von: Motor1.com
Bild von: Motor1.com
Bild von: Motor1.com

Die Bedienung über das große, runde OLED-Display sieht stylisch aus, ist aber unübersichtlich. Bunt, verspielt, alles andere als intuitiv. Funktionen wie die gleichzeitige Anzeige von Navigation und Bordcomputer bei CarPlay oder Android Auto? Fehlanzeige. Das Plexiglas-Head-up-Display wirkt wie ein Anachronismus, erfüllt aber seinen Zweck – bei der steilen Frontscheibe bleibt einfach keine andere technische Lösung.

Und da es kein Fahrerdisplay mehr gibt, arangiert man sich eben doch mit dem billigen Plexiglas-Ding. Ärgerlich: Abstandseinstellungen für den adaptiven Tempomaten oder das Abschalten von Spurhalter und Co. erfordern tiefe Menütauchgänge. Das lenkt ab und nervt. Schade, denn Platz auf dem Lenkrad wäre für mehr Tasten genug vorhanden.

Bild von: Motor1.com
Bild von: Motor1.com

Motor / Antrieb

Der 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder liefert 231 PS und 380 Nm, beschleunigt in 6,1 Sekunden auf 100 km/h und rennt bis 250 km/h. Der Motor überzeugt vor allem untenrum: Nach einer kurzen Gedenksekunde packt er kräftig zu und schiebt den Mini entschlossen voran. Oben raus wirkt er dagegen etwas zugeschnürt, als würde er sich nicht ganz entfalten dürfen.

Der Klang untermalt das Bild: Im Normalmodus dumpf und unspektakulär, im Sport- und Go-Kart-Modus dröhnend, blubbernd, künstlich nachgebessert aus den Lautsprechern. Im Green-Modus merkt man dann, wie leise der Motor eigentlich wirklich ist – und wie viel Show in den sportlicheren Modi steckt.

Technische Daten Mini John Cooper Works (2025)
Hubraum 1.998 ccm
Leistung 170 kW (231 PS) bei 5 000–6 000 /min
Drehmoment 380 Nm bei 1 500–4 000 /min
0 - 100 km/h 6,1 Sek
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Verbrauch (WLTP) 6,5 l/100 km
Tankinhalt  44 Liter

Das Getriebe, ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, will nicht so recht zum Charakter passen. Im Normalmodus schaltet es butterweich und fast zu sanft. Sportlicher Anspruch? Fehlanzeige. Im Sportmodus wird es flotter, aber auch dann fehlt die letzte Schärfe. Die Gangwechsel sind zwar zügiger, aber immer noch weit weg von dem, was man von einem Auto dieses Zuschnitts erwarten würde. Nur der künstlich erzeugte Ruck beim Hochschalten bringt etwas Dramatik – aber das wirkt nicht echt.

Bild von: Motor1.com

Im Green-Modus hingegen überzeugt es mit sanftem, sparsamen Schalten. Immerhin: Der Verbrauch ist sehr erfreulich. Bei ruhiger Fahrt sind 5,5 Liter drin, bei zügigem Tempo zwischen 7,5 und 8,7 Liter. Wer es krachen lässt, landet bei etwa 10 Litern – das ist für diese Leistungsklasse absolut im Rahmen.

Fahrwerk / Fahrverhalten

Hier ist der Mini JCW in seinem Element. Die Landstraße ist sein Revier. Der kurze Radstand, die messerscharfe Lenkung mit klarer Rückmeldung und das perfekte Zusammenspiel mit den Conti SportContact 7-Reifen liefern ein Kurventempo, das einem das Grinsen ins Gesicht meißelt. Die Präzision ist beeindruckend: Jeder Lenkbefehl wird unmittelbar umgesetzt, das Auto klebt förmlich am Asphalt.

Dabei hat man oft den Eindruck, der Mini würde über ein Sperrdifferenzial verfügen, so schön dreht er sich beim Beschleunigen aus Kurven ein. Aber das ist "nur" das Resultat einer aggressiven Fahrwerksabstimmung mit viel Sturz an der Vorderachse und einer Menge Feinarbeit an den Systemen.

Bild von: Motor1.com

Geradeauslauf? Geschenkt. Der Mini will tanzen. Die Lenkung selbst ist wunderbar direkt und gibt viel Gefühl für den Untergrund. Nur das (zu) dicke Lenkrad nimmt dem Fahrer ein wenig das Feingefühl aus der Hand. Und ich will gar nicht wissen, wie sich das mit zarten Frauenhänden anfühlt.

Der Go-Kart-Modus schärft alles bis zum Anschlag: Lenkung, Gasannahme, Getriebe. Hier wird der Mini zur Krawallbüchse. Spaßig? Unbedingt – aber auf Dauer auch nervig, daher aber auch abschaltbar. Die Fahrwerksabstimmung ist zudem brutal hart. Die Hinterachse donnert über Unebenheiten, auf der Autobahn hüpft der JCW wie ein Flummi über Bodenwellen. Komfort? Kaum vorhanden. Langstrecke? Nur was für Hartgesottene. Im Gespräch mit einem Entwickler hört man deutlich, dass dies durchaus Absicht war. "Bevor nochmal jemand meckert, dass er zu weich ist, höre ich lieber, er sei zu hart", stellt man den Lerneffekt aus dem Vorgängermodell heraus.

Bild von: Motor1.com

Aber auf der Landstraße, da blüht der Kleine richtig auf. Da zeigt er, dass er gebaut wurde, um Kurven zu fressen, solange die Fahrbahn halbwegs glatt ist. Auch die Assistenzsysteme funktionieren tadellos – der Spurhalter hält sauber die Linie, kapazitive Handerkennung inklusive. Schade nur, dass sich alles so umständlich abschalten lässt.

Preis

Spaß kostet und ein Schnäppchen war der Mini JCW noch nie. Der Mini JCW beginnt bei 40.600 Euro. Für einen Kleinwagen ist das sicher ein stolzer Preis, den man erstmal bezahlen können muss (und will). Auf der anderen Seite bekommt man dafür einen der letzten kleinen Knallraketen mit Verbrenner, die das Thema Fahrspaß wirklich total auf die Spitze treiben.

Bild von: Motor1.com

Konkurrenten gibt es nur noch wenige, vor allem kaum dreitürige. Löbliche Ausnahme: Der Toyota Yaris GR mit seiner einzigartigen Auslegung, aber auch deftigem Preis ab 51.990 Euro. Der VW Polo GTI mit 200 PS beginnt bei 35.450 Euro, ist aber eher ein Allrounder als ausgewiesenes Fahrspaßtool. Pocket Rockets wie der Ford Fiesta ST, der Renault Clio RS oder der Hyundai i20N sind leider schon Geschichte. Auf der elektrischen Seite kommt mit Abarth 600e ab 44.900 Euro oder Alpine A290 ab 38.700 Euro schon etwas nach, aber das muss man auch mögen. Und da gäbe es ja auch noch den elektrischen Mini JCW ...

Fazit: 8/10

Der JCW is back - soviel kann man auf jeden Fall sagen! Nach der doch ziemlich verweichlichten Vorgänger-Generation schafft es das neue Modell wieder, sich auf seine Kernkompetenz  - den absoluten Fahrspaß - zu konzentrieren. Komfort? Platzangebot? Alltagstauglichkeit? Egal! Hauptsache wieselflink um die Ecken und Fahrspaß in jeder Sekunde. Dafür nimmt man auch jede Menge Kompromisse gern in Kauf. Insofern ist dieser dreitürige JCW seit langem wieder mal ein echter Mini - in daher eigentlich der beste Mini derzeit. Man muss halt nur wissen, worauf man sich einlässt. 

2025-06-30T13:48:53Z