KARMANN DUNCAN 545 (2023) IM TEST: CAMPINGBUS MIT INNOVATIVEM GRUNDRISS

Der Karmann Duncan 545 will einen innovativen Campingbus-Grundriss bieten. Doch wer auf Trends aufspringt, sollte gut landen können. Im Test kommen da gewisse Zweifel auf. Was ist mit Stauraum? Wo bringt man einen Topf unter? Ist das ein Camper? Nein, dafür ein moderner Homeoffice-Flitzer.

Schnell wird klar: Das ist kein Urlaubscamper für ein Paar oder gar eine Familie. Dafür ist einfach zu wenig Stauraum vorhanden. Wohin mit den Campingstühlen oder dem Proviant? Vielmehr drängt sich der Gedanke auf, dass es sich hier um einen Businesscamper handelt. Also was für Leute, die viel unterwegs sind und dann statt im Hotel lieber im eigenen Auto übernachten. Und dort auch arbeiten.

Denn der Tisch und die Rücksitzbank eignen sich gut als Homeoffice. Und für die Unabhängigkeit von Campingplätzen ist ein Bad an Bord mit einer Toilette und einem Waschbecken. Ein bisschen duschen kann man auch, auf jeden Fall die Zähne putzen und das Gesicht rasieren, um frisch und aufgeräumt dem Business des Tages nachzugehen.

Karmann Duncan 545

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  • Grundpreis ab: 53.520 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 5,34/2,08/2,08 m
  • Zul. GesamtgewichT: 3.200 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/3–4

Ford Transit Custom als Basis

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Es ist beengt, keine Frage, aber man fährt eben einen Ford Transit Custom und muss keinen Ducato, Sprinter oder Transit von Termin zu Termin bewegen. Und der Custom ist ein Auto, das in den letzten Jahren gezeigt hat, dass es ein gutes Auto ist.

Sicher keine Mercedes V-Klasse und auch kein VW T6, aber mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Bedienung kommt nicht an die ausgeklügelten Feinheiten des Daimler oder die gnadenlose Mensch-Maschine-Beziehung des VW heran, aber das ist okay. Allerdings zeigt sich die Hinterachse in der Kombination mit langem Radstand und vollem Wassertank im Heck als etwas störrisch-unkomfortabel.

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Der Testwagen verfügt über eine positiv-unauffällige Automatik und einen Vierzylinder mit 130 PS. Die sind allerdings etwas wenig, beim Überholen ist der Durchzug schwach. Die 2,7 Tonnen gewogene Masse mit Wasser und Diesel an Bord wollen bewegt werden. Aufpreis für 170 PS: 2.900 Euro.

Küche und Bad im kompakten Camper

Duncan nennt sich die Kompaktcamper-Baureihe der Campingbusmarke Karmann Mobil, die wie Eura Mobil, Forster, Chausson, Roller Team und viele andere zum französischen Trigano-Konzern gehört. Den Duncan gibt es als Modell 495 noch mit kurzem Radstand und typischem Bus-Grundriss. Den haben wir übrigens bereits getestet. Hier gibt es den Test des Duncan 495. Und als gut befunden, mit wenig Abstrichen, weil er der klassischen Linie mit Möbelzeile links folgt und so rundum funktioniert.

Doch hier, beim langen Duncan mit Heckküche und Heckbad, kommen manche Zweifel auf. In der Küchenzeile etwa verstecken sich hinter den Klappen Wassertank und Elektrik. Passende Staufächer für Töpfe, Pfannen und Geschirr – Fehlanzeige. Oder mit Blick auf den Dachausschnitt und die Stehhöhe. Der Ausschnitt ist sehr schmal, und da, wo Stehhöhe wäre, sind Möbel platziert, zwischen denen man sich durchwinden muss. An der engsten Stelle des Gangs, neben der Sitzbank, ragt eine Verschraubung des Dachaufstellers in den Durchgang und birgt Verletzungsgefahr.

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Mit guten Lösungen kann sich dagegen das Bad profilieren. Die Fächer sind groß und tief, hier ist genügend Platz für Sanitärwerkzeuge wie Kamm, Fön oder Rasierapparat. Für die Unterbringung der Klamotten sieht es schon wieder anders aus. Wo sollen denn all die Socken und Pullover hin?

Wenig Stauraum

Hinter der Rücksitzbank ist ein Hängeschrank angebracht, den man sogar als Kleiderschrank nutzen kann. Der Boden lässt sich entnehmen, um Jacken oder Jacketts unten heraushängen zu lassen, wenn man eine Kleiderstange montiert. Wo wir wieder beim Geschäftsreisenden wären, der mal hier, mal dort ist, mal im Hotel und mal im Auto übernachtet. Doch die Kleidung für eine ganze Urlaubsreise unterbringen – schwierig.

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Also, der Duncan 545 ist eher Business-Bus, mit Bett und Bad. In dem man einen Kaffee kochen kann und ein bisschen was im Kühlschrank hat für die Grundversorgung wie Milch für Kaffee und Müsli, einen Saft und eine Notfallwurst. In der Küche gibt es auch einen Apothekerauszug etwa für Wasser- oder Weinflaschen und zwei Schubladen über und unter dem Kompressorkühlschränkchen. Den kleinen Reiseproviant bekommt man unter, für alles andere gibt es die örtliche Gastronomie. Das ist dann Business-Vanlife.

Und nach dem Essen ab ins Bett – unten oder oben. Oben, wenn es draußen warm genug ist und der Übernachtungsplatz dafür passt. Drei Fenster bieten Aussicht, mit der Leiter geht es hoch und runter. Wer Rücken kriegt auf der dünnen Matratze, muss nachrüsten. Das SCA-Aufstelldach jedenfalls geht einfach und ohne großen Kraftaufwand auf und zu und die Verschlüsse lassen sich bequem bedienen. Unten kommt eine Sitzbank von Schnierle zum Einsatz, die lässt sich mit Schwung umklappen und bietet einen sehr guten Komfort.

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Am Ende bleibt noch die Frage nach der Verdunkelung. Der Hersteller liefert dafür große Taschen mit blickdichten Alufolienmatten mit. Die sind eher mühsam anzubringen und nehmen viel Stauraum weg, der ohnehin knapp ist. Wer selbst oder mit Händlerhilfe Vorhänge nachrüstet, kann sich sein Homeoffice gleich noch etwas gemütlicher gestalten. Fast wie ein Camper.

Daten und Messwerte

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  • Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie, innen Kunststoffformteile, Wand mit Isolation 7 mm, Boden XPS 20 mm, 1 Schiebefenster links, keine Kunststofffenster, alle verglast, SCA-Aufstelldach aus GfK
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung Truma 4 kW, 2 Ausströmer, (2 x Sitzgruppe), Kassettentoilette, Steckdosen 230 V 3x, 12 V 4x, USB 3x
  • Basisfahrzeug: Ford Transit Custom, verglaster Kombi, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1.995 cm3, Leistung 96 kW/ 130 PS bei 3.250/min, Drehmoment 360 Nm bei ab 1.500/min, Automatik-Getriebe
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,8/11,9/18,3 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h (mit Kickdown) 4,6/11,4 s; Testverbrauch 10,0 L/100 km

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Preise und Ausstattung

Grundpreis: 53.520 Euro (Ford, Motor 77 kW/105 PS) ohne TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 64.000 Euro

  • 170-PS-Motor: ✔ 2.900 Euro
  • ✘ No-Limits-Paket 130 PS, Alufelgen, Einparkhilfe mit Rückfahrsensor, Multimediapaket, Außendusche, verschiebbare 3er-Sitzbank mit Bettumbau: ✔ 4.999 Euro
  • ✘ Automatikgetriebe (0 kg): ✔ 1.900 Euro
  • ✘ Metallic-Lackierung: 1.390 Euro
  • Anschlussgarantie z. B. 3 Jahre: 2.250 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Das fiel uns auf

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(+) Steckdosen verschiedener Art gibt es in vorbildlicher Anzahl. Das neue Truma-Panel ist gut.

(+) (-) Die beiden Schubladen sind gut, wie auch der Auszug für Flaschen. Stauraum für Töpfe gibt es aber keinen.

(-) Wer Verdunklungen mag, bekommt zwei solche Taschen mit – die unterwegs aber Stauraum kosten.

(-) Die "Schließbleche" der Schrankklappen sind unterdimensioniert, brechen oder lösen sich.

(-) Die Abtrennung am WC ist psychologischer Natur. Ein Vorhang am Fenster wäre notwendiger Natur.

(-) An der engsten Stelle im Gang (30 cm) ist eine scharfkantige Schraube fehl am Platz.

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