Wir blicken auf die Geschichte dieser automobilen Legende zurück ...
Ob man jetzt Fan ist oder nicht - mit der Markteinführung des Rolls-Royce Phantom im Jahr 1925 begann ein Kapitel in der Automobilgeschichte, in dem acht Generationen des Phantom die Maßstäbe für Eleganz, Komfort und Ingenieurskunst immer wieder neu definiert haben. Dieses Jubiläum bietet Gelegenheit, einen Blick auf die Entwicklung dieses Modells zu werfen, das wie kein anderes Fahrzeug für das ultimative Erlebnis auf vier Rädern steht.
Bereits vor der Entstehung des Phantom genoss Rolls-Royce mit dem Modell Silver Ghost den Ruf, das beste Auto der Welt zu bauen. Dennoch sah Henry Royce, Mitbegründer und technisches Genie der Marke, 1921 die Notwendigkeit, ein Nachfolgemodell zu entwickeln. Das Ergebnis war der "New Phantom", dessen Name erstmals in einer Anzeige der Times von 1925 offiziell verwendet wurde. Von Anfang an stand der Phantom für das Versprechen, unvergleichlichen Komfort und technische Exzellenz zu bieten.
Die Namensgebung des Phantom verdeutlicht den Anspruch von Rolls-Royce. Mit dem Begriff „Phantom“ verband das Unternehmen nicht nur die Idee von lautloser Eleganz und unvergleichlicher Anmut, sondern auch die Schaffung einer Marke, die Zeitlosigkeit und Exklusivität symbolisiert. Der Name diente zudem als ein Schlüsselinstrument, um die unverwechselbare Identität von Rolls-Royce als Hersteller des ultimativen Luxusfahrzeugs zu unterstreichen und sich von Mitbewerbern abzuheben.
Claude Johnson, der damalige kaufmännische Leiter, erkannte die Wirkung kraftvoller Namen. Begriffe wie Phantom, Wraith oder Ghost sollten die lautlose Eleganz und die geradezu überirdische Anmut der Fahrzeuge transportieren. Die Entscheidung für „Phantom“ festigte den Mythos und verlieh dem Modell eine unverwechselbare Identität sowie eine gewisse geheimnisvolle Aura.
Von Beginn an bot der Phantom eine nahezu unbegrenzte Vielseitigkeit. Während Rolls-Royce nur das Fahrgestell lieferte, oblag die Gestaltung der Karosserie den individuellen Wünschen der Kunden und der Expertise unabhängiger Karosseriebauer. Die großzügigen Proportionen des Phantom erlaubten es, eine Vielzahl von Ausstattungsvarianten zu realisieren, die den Bedürfnissen und dem Lebensstil der Besitzer entsprachen.
Einige Fahrzeuge wurden mit integrierten Schreibpulten, drehbaren Einzelsitzen oder speziellen Abteilen für Golfzubehör ausgestattet. Andere enthielten Geheimfächer für Schmuck, Tresore oder sogar individuell gestaltete Lagerräume für Sammlerstücke. Diese Flexibilität machte den Phantom zu einer Leinwand, auf der Kunden ihre persönlichen Vorstellungen von Luxus verwirklichen konnten.
Der Phantom war stets ein Spiegel der technischen Fortschritte seiner Zeit. Bereits der Phantom III von 1936 markierte mit seinem V12-Motor eine neue Ära, indem er nicht nur die Leistung auf 165 PS steigerte, sondern auch erstmals eine unabhängige Vorderradaufhängung einführte, die den Fahrkomfort erheblich verbesserte.
Die Einführung des Aluminium-Spaceframe bei der siebten Generation ab 2003 zeigte, wie sich die Marke an moderne Ingenieurstechniken anpasste, während der Phantom VIII mit der "Architecture of Luxury" und der innovativen Gallery die Verbindung von Technik und Kunst neu definierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Rolls-Royce vor der Herausforderung, den Phantom an die Bedingungen der Nachkriegszeit anzupassen. Mit dem Rationalised Range-Programm kehrte der Fokus auf Effizienz zurück, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Der Phantom IV, der speziell für die britische Königsfamilie entwickelt wurde, war ein Paradebeispiel für diese Philosophie. Mit nur 18 produzierten Exemplaren blieb dieses Modell eine absolute Rarität.
Parallel dazu arbeitete Rolls-Royce an der Weiterentwicklung der Modellreihe, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Der Phantom V, der 1959 eingeführt wurde, bot mit seinem V8-Motor und einer Vielzahl technischer Verbesserungen wie Klimaanlagen für Vorder- und Rücksitze sowie einer optimierten Fahrwerkskonstruktion eine neue Ebene von Luxus und Komfort. Dieses Modell fand insbesondere bei Staatsoberhäuptern und prominenten Persönlichkeiten großen Anklang.
Auch der Phantom VI, der 1968 vorgestellt wurde, führte diese Tradition fort und wurde mit zusätzlichen Modernisierungen wie separaten Klimasystemen und noch hochwertigeren Materialien ausgestattet. Er blieb bis 1993 im Programm und markierte das Ende der klassischen Coachbuilding-Ära, bevor Rolls-Royce 2003 mit der siebten Generation einen völlig neuen Ansatz einführte.
Die Wiederbelebung des Phantom im Jahr 2003, nach der Übernahme von Rolls-Royce durch die BMW Group, markierte einen weiteren Meilenstein. Mit der siebten Generation entstand erstmals ein komplett im eigenen Werk gefertigtes Modell, das die Tradition handgefertigter Perfektion fortsetzte. Der Phantom VII wurde zum Symbol für die Verschmelzung von klassischer Handwerkskunst und moderner Technik.
Die aktuelle achte Generation, eingeführt 2017, baut auf der "Architecture of Luxury" auf, einer hochmodernen Aluminium-Spaceframe-Konstruktion. Gleichzeitig wurde der Phantom zur ultimativen Plattform für individuelle Kundenwünsche. Mit der sogenannten Gallery, einem verglasten Bereich im Armaturenbrett, können Kunstwerke oder persönliche Designideen integriert werden. Bespoke-Projekte wie der Phantom Syntopia oder der Phantom Oribe zeigen, dass Rolls-Royce weiterhin die Grenzen des Machbaren verschiebt.
100 Jahre nach seinem Debüt ist der Phantom nicht nur ein Auto, sondern eine Institution. Er bleibt ein Symbol für unübertroffene Eleganz und technologische Exzellenz – ein Erbe, das Rolls-Royce in die Zukunft führen wird.