Wer in Europa mit dem Wohnmobil unterwegs ist, kennt das Dilemma: Viele Länder verfügen über unterschiedliche Bezahlsysteme und Maut-Bestimmungen. Unterwegs können Mautboxen die Abrechnung einfacher machen. Alle Regelungen und Optionen hier im Überblick.
Seit Jahren wird in Deutschland schon über eine Pkw-Maut diskutiert, doch seit die EU die Pläne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kassiert hat, ist das Thema vorerst vom Tisch. Ganz anders sieht es da in anderen europäischen Ländern aus, wo Pkw und Wohnmobile fast überall mautpflichtig sind. Eine Übersicht über die länderspezifischen Gegebenheiten finden Sie weiter unten.
So unterschiedlich die Länder in Europa sind, so uneinheitlich sind die Mautsysteme. Von Vignetten über Zahlstellen bis zu elektronisch erhobener Maut oder einer Mischung aus all dem ist die Bandbreite groß. Differenziert wird aber nicht nur von Land zu Land, sondern auch nach zulässigem Gesamtgewicht.
Leserfragen zum Thema Wohnmobil-Maut
Falsche Mautklasse?
Auf unserer Urlaubsfahrt durch Frankreich wurde unser Reisemobil an der Mautstation in die Klasse drei eingestuft. Aber wir sind der Meinung, es gehört zur günstigeren Klasse zwei. Was können wir tun?
-H. Mehrda, per E-Mail
Für Wohnmobile unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und unter 3 Meter Höhe gilt auf französischen Autobahnen der Mauttarif der Klasse 2. Die Höhe wird an der Mautstation automatisch ermittelt. Hierbei werden auch Anbauten (Dachzelt, Dachkoffer, Klimaanlagen) erfasst, was zu einer falschen Einstufung in die teurere Klasse 3 führen kann. Daher ist es wichtig, die Anzeige auf dem Monitor zu beachten und bei einer falschen Einstufung den Knopf "Aide" (Hilfe) oder "Appel" (Anruf) zu drücken, um Personal herbeizurufen, das den Fehler korrigieren kann (französische Sprachkenntnisse sind dabei hilfreich). Eine nachträgliche Reklamation bei der jeweiligen Betreibergesellschaft der Autobahn ist mit Quittung und Kopie des Fahrzeugscheins aber ebenso möglich.
,Maut geprellt?
Uns ist eine Strafzahlung über eine nicht gezahlte Maut auf einer italienischen Autobahn zugestellt worden. Das "Vergehen" ist aber 2022 gewesen, und wir sind uns keiner Schuld bewusst. Ist es überhaupt erlaubt, nach so langer Zeit eine Nachzahlung samt Strafe zu verlangen?
-F. Gernbreitner, per E-Mail
Die Forderung kann seitens der italienischen Autobahnbetreiber auch gestellt werden, wenn das Vergehen im vergangenen Jahr war. Die Verjährungsfrist beträgt unseren Informationen nach sogar zehn Jahre. Interessanter ist die Frage, warum die Forderung gestellt wird. Eine Erklärung kann die Befahrung einer sogenannten Free-Flow-Maut-Strecke sein. Die befinden sich zum Beispiel im Norden von Mailand, und dort sind keine Mautstellen zu finden. Auf dieser Strecke werden die Kennzeichen aller Fahrzeuge erfasst und gespeichert. Man hat dann 15 Tage Zeit, die Fahrt online zu registrieren und die Maut zu bezahlen. Hinweise dazu findet man auf Schildern entlang der Free-Flow-Strecken.
Hat man ein Telepass- oder ähnliches Gerät an Bord, erfolgt die Abbuchung automatisch. Ein weiterer Grund für ein unbemerktes Mautvergehen könnte ein Fehler bei der Kartenzahlung sein. Hier kann es passieren, dass zwar kein Geld bezahlt wird, die Schranke aber dennoch öffnet. Deshalb lohnt sich immer ein Blick auf die Quittung. Steht dort "Mancato Pagamento", bedeutet das, dass es einen Fehler beim Bezahlen gab. Darunter steht es auch in Englisch: "unpaid toll ticket". Außerdem findet man dort die zu bezahlende Summe, die man wie beim Free-Flow-System innerhalb von 15 Tagen begleichen muss. Auch die Zahlungsmöglichkeiten sind auf dieser Quittung aufgeführt.
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In der Schweiz müssen Reisemobile bis 3,5 Tonnen zGG auf allen Autobahnen eine Jahresvignette vorweisen. Reisemobile über 3,5 Tonnen zGG sind hingegen verpflichtet, auf allen Straßen und auch für den reinen Aufenthalt eine Schwerverkehrsabgabe zu entrichten. Diese kann beispielsweise für zehn frei wählbare Einzeltage innerhalb eines Jahres zum Preis von 32,50 Schweizer Franken bezahlt werden – eine Option, die sich vor allem dann lohnt, wenn man die Schweiz nur durchqueren will und keinen Urlaub vor Ort plant. Bei der Einreise an besetzten Grenzstationen meldet man sich beim Schweizer Zollamt und erhält dort einen auf das Fahrzeug ausgestellten, nicht übertragbaren Zahlungsnachweis, den man für Kontrollen aufbewahren muss. Wer länger bleiben möchte, zahlt, zum Beispiel für einen Monat 58,50 Franken. Einfacher geht es mit der "Via"-App. In der App kann man die Schwerverkehrsabgabe (PSVA) schnell und von überall bezahlen. Die digitale Quittung berechtigt dann zum Überqueren sämtlicher Grenzübergänge, zu jeder Zeit. Für die Benutzung ist keine Registrierung notwendig.
In Ländern mit streckenabhängiger Maut wie Italien, Frankreich oder Spanien müssen Autofahrer die Straßengebühr nach tatsächlich gefahrenen Kilometern zahlen. Die Gebühr wird meist an beschrankten Mautstationen fällig. Dabei gibt es verschiedene Methoden der Bezahlung: mit Bargeld, Karte oder per elektronischer Mautbox. Mehr dazu hier.
In Portugal ist der Aufenthalt zwischen zwei Mautstellen auf zwölf Stunden begrenzt. Verweilt man länger, wird die doppelte Gebühr für die längstmögliche Strecke bis zur Ausfahrt beziehungsweise Zahlstelle fällig. Die Gebühren werden entweder konventionell an Mautstationen mit direkter Bezahlung oder mit Hilfe elektronischer Systeme erhoben.
Eine Mautbox ist ein kleines Gerät (ungefähr so groß wie eine Streichholzschachtel), das im Inneren des Autos an der Windschutzscheibe angebracht wird. Die Boxen erfordern eine vorherige Registrierung, manchmal erfolgt diese online, oft auch beim Kauf vor Ort. Außer dem Gewicht spielen teilweise auch die Achsenzahl, die Gesamtlänge sowie die Höhe des Reisemobils eine Rolle bei der Ermittlung der Maut. Da die Grundlagen der Bemautung so unterschiedlich sind, ist es unabdingbar, sich vor der Reise über das jeweilige Zielland zu informieren.
,Wer sich mit einer Mautbox im Auto einer Mautstation nähert, kann diese passieren, ohne anhalten zu müssen. Oft gibt es auch speziell reservierte Spuren für Mautboxnutzer, in Italien sind diese etwa mit einem "T" für Telepass gekennzeichnet. Diese reservierten Spuren können besonders in der verkehrsintensiven Hauptreisesaison eine erhebliche Zeitersparnis bedeuten, weil es sich dann vor der Mautstation besonders häufig staut.
Die Mautbox für Italien heißt Telepass, für Frankreich gibt es die Boxen Liber-t (für Fahrzeuge bis 3,5t und bis 3 m Höhe) sowie TIS-PL (Fahrzeuge über 3,5 t oder über 3 m Höhe), Spanien hat VIA-T, Portugal ViaVerde und Norwegen AutoPass. Bestellbar sind die Geräte auf www.tolltickets.com.
DKV Mobility und der ADAC haben eine europäische Mautbox für Reisemobile über 3,5 Tonnen entwickelt. Die Box funktioniert länderübergreifend und rechnet derzeit elf Mautsysteme ab. Die Mautbox gilt in Belgien, Bulgarien, Frankreich, Italien, Polen, Portugal, Österreich, Spanien und Ungarn sowie bei der Warnowquerung in Rostock, im Herrentunnel in Lübeck und im Liefkenshoektunnel in Belgien. Info: dkv-mautbox.de
Die Mautbox von Maut1 war bisher für ReisemobilistInnen nur eingeschränkt zu nutzen: Es gab nur eine Version für Pkw und Fahrzeuge unter drei Meter Höhe. Ab 2022 gibt es eine Mautbox für Wohnmobile über drei Meter und über 3,5 Tonnen für Privatpersonen. Das besondere daran: Die Box von Maut1 ist in fünf Ländern gültig und macht Reisende damit unabhängiger als andere Systeme. Inkludiert sind Österreich, Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und Kroation (ohne Istrien). Außerdem funktioniert sie für den belgischen Liefenshoektunnel, auf Fähren in der Straße von Messina und auf einigen Parkplätzen. Das System ist einfach: die Mautbox wird hinter der Windschutzscheibe angebracht. An Mautstationen können Sie dann auf der reservierten Spur durchfahren, die Schranke öffnet sich automatisch und einmal im Monat bucht Maut1 die angefallenen Beträge ab.
Hinter dem "Bip&Go-Transponder" für Frankreich, Spanien, Portugal und Italien verbirgt sich die bereits oben erwähnte Liber-t-Box. Ihn können alle Fahrzeuge der Klasse 1, 2 und 5 mit weniger als drei Meter Höhe und unter 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht verwenden. Dafür benötigt man eine ungefähr autoschlüsselgroße Box, die an der Frontscheibe befestigt wird und unter bipandgo.com bestellt werden kann. Danach aktiviert man online sein Konto und registriert sein Kennzeichen. Das hilft bei Fehlern im System, um Mautzahlungen zuordnen zu können. Möchte man die Box in einem anderen Fahrzeug nutzen, kann einfach das Kennzeichen geändert werden. Weitere Angaben zur Fahrzeugart werden nicht benötigt.
,Je nach Abomodell kostet die Box 1,70 Euro pro Monat, der in Frankreich gefahren wird, und 2,50 Euro in den anderen Ländern. Ungenutzte Monate kosten nichts. Die Box muss aber mindestens einmal innerhalb von zwölf Monaten benutzt werden, sonst fällt eine Jahresgebühr von zehn Euro an. Maut- und Parkgebühren kommen zum Abopreis hinzu und werden automatisch vom Konto abgebucht. Zusätzlich zu den anfallenden Mautkosten bezahlt man für die Box einmalig zehn Euro Aktivierungsgebühr und zehn Euro Versand nach Deutschland. Beantragt werden kann der Transponder auf der deutschsprachigen Website von Bip&Go, einem Tochterunternehmen von Sanef, das zu den größten Autobahnbetreibern in Frankreich gehört.
In einem Praxistest mit mehreren Autobahnpassagen in Norditalien funktionierte das System einwandfrei und hat besonders an den Autobahnabfahrten viel Zeit gespart. Meist gibt es an den Mautstellen zusätzliche Spuren, die je nach Land mit Télépéage, Telepass, ViaT, dem großen "T" oder ViaGreen gekennzeichnet sind. Auf diesen Spuren fährt man einfach am Stau vorbei und mit rund 30 km/h durch die Mautstelle. Im Idealfall spart man sich so das Schlangestehen an den herkömmlichen Bezahlhäuschen und – was noch wichtiger ist – muss nicht gefährlich nahe an den Bezahlschalter heran rangieren. Ein zweimaliges Piepsen zeigt an, dass die Bip & Go-Box erkannt wurde. Die Abrechnung erfolgt monatlich.
,Gäbe es ein Ärgerbarometer für die Maut in Europa, es würde bei Österreich stets heftig ausschlagen. Jedenfalls wenn man die Stimmungslage der promobil-Leser zugrunde legt. Die Leserbriefe, die vom Frust über die österreichische Maut berichten, nehmen kein Ende. Woran liegt das?
,>3,5 Tonnen: Während die Vignette keinerlei Probleme macht, ist die Handhabung der Go-Box für viele Reisemobilisten, gelinde gesagt, ein Krampf. Das Verfahren in Kürze: In über 3,5 Tonnen schweren Reisemobilen muss eine Zigarettenschachtel-große Box an der Windschutzscheibe befestigt werden. Auf der ist eingespeichert, in welche Mautkategorie das Fahrzeug fällt. Passiert man ein Mautportal, wird die Gebühr automatisch vom Guthaben der Box abgebucht. Auch eine spätere Bezahlung per Rechnung ist möglich. Akustische Signale zeigen an, ob die Maut bezahlt wurde und ob noch ausreichend Guthaben auf der Box vorhanden ist. So weit die Theorie. In der Praxis werden die Signaltöne schon mal überhört.
Das Problem: Mancher Reisemobilist, und leider auch der ein oder andere Go-Box-Verkäufer, verwechselt die Euro-Emissionsklasse zum Beispiel mit der Zahl, die auf der Umweltplakette aufgedruckt ist. Beide Angaben haben rein gar nichts miteinander zu tun, das kann man nicht oft genug wiederholen. Wer die Emissionsklasse seines Fahrzeugs nicht weiß, schaut in der Zulasssungsbescheinigung Teil 1 unter Punkt 14.1 nach. Dort steht die Schlüsselnummer, die man zum Beispiel auf der Internetseite des ADAC nachschlagen kann und somit die Emissionsklasse erhält.
Besonders ärgerlich: Wir wissen von einigen Lesern, deren Box vom angeblich fachkundigen Verkaufspersonal falsch programmiert wurde, so dass im Nachhinein eine Strafzahlung fällig wurde. Also informieren Sie sich im Voraus, was die richtige Einstellung für Ihr Fahrzeug ist, und lassen Sie sich nichts anderes erzählen. Detailliert nachlesen kann man die Modalitäten auf www.asfinag.at.
<3,5 Tonnen: Eine Veränderung für Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen gibt es seit 2018. Mitterweile kann man in Österreich neben dem Pickerl auch eine digitale Vignette erwerben. Sie ist zunächst ausschließlich online bei der österreichischen Straßenbetreibergesellschaft Asfinag sowie über deren App erhältlich. Beim Kauf der digitalen Vignette gibt man den Zulassungsstaat, das Kennzeichen sowie den Start der Gültigkeit an.
Achtung: Sie ist erst ab dem 18. Tag nach dem Kauf gültig und berechtigt erst dann zur Nutzung der Autobahnen und Schnellstraßen. Das heißt: Wer beispielsweise ab dem 1. Mai mit einer gültigen digitalen Vignette unterwegs sein will, muss diese bis spätestens 12. April erwerben. Seit 2018 ist das "digitale Pickerl" auch an Mautstellen, Rastanlagen oder Automaten und in Deutschland beim ADAC erhältlich sein. Kauft man sie dort, entfällt die 18-tägige Sperrfrist.
In Slowenien wurde zum 1. April 2018 eine ähnliche Box für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen eingeführt. Der so genannte "DarsGo unit"-Transponder muss an der Innenseite der Windschutzscheibe befestigt werden. Das Kommunikationsgerät empfängt Daten an den Mautstationen und rechnet die Gebühr automatisch ab. Der große Vorteil: Man muss nicht mehr anhalten. Allerdings gibt es einige Nachteile in der Anschaffung: Zunächst muss man sich für "DarsGo" auf der Website darsgo.si registrieren und erhält dann sein Gerät bei einer von vielen "DarsGo servis" Servicestationen. Alternativ gibt es die DarsGo auch auf der Website des Mautbetreibers. Wer auf der slowenischen Autobahn nicht an der ersten Servicestation einen Transponder erwirbt, muss mit einer hohen Geldstrafe rechnen.
Führt die Route aus dem Ausland ohne "DarsGo Unit" direkt auf die slowenische Autobahn, darf man ohne das Gerät bis zur ersten Dars-Servicestation ("DarsGO Servis") fahren. Dort muss man anhalten und den Transponder erwerben, ansonsten drohen empfindliche Strafen. Zwischen 300 und 800 Euro muss man zahlen, wird man bei einer Kontrolle ohne gültige Vignette oder DarsGo angetroffen.
Ein weiterer Fallstrick droht bei der korrekten Klassenzuordnung. Reisemobile bis 3,5 Tonnen zGG werden in Klasse 2A eingeordnet. Voraussetzung ist allerdings, dass die Campingausstattung fest und dauerhaft für Wohnzwecke installiert ist. Ohne diese Ausstattungsmerkmale werden die Fahrzeuge in die teurere Klasse 2B eingestuft. Der Eintrag "Wohnmobil" in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 reicht nicht aus.
Für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen ändert sich nichts: Für sie gilt weiterhin die reguläre Vignette. Auch hier drohen Strafen, wenn man das vergisst. Also besser schon zu Hause die Vignette kaufen, beispielsweise beim ADAC oder online.
In Norwegen wird Maut auf einige Tunnels, Brücken und Streckenabschnitte erhoben. Bislang war die einfachste Bezahlmethode eine Online-Registrierung mit Kreditkarte. Diese Option besteht mittlerweile nicht mehr. Stattdessen kann man sich online bei Euro Parking Collection (EPC) registrieren und ein Konto einrichten – das ist allerdings keine Pflicht, die Mautrechnung wird auch ohne die Registrierung zugestellt. Vorteil eines EPC-Kontos ist, dass Reisende schnellen Zugriff auf die Rechnungen haben, Fälligkeitstermine einsehen und Zahlungen vornehmen können.
Eine weitere Stolperfalle lauert für Reisemobile über 3,5 Tonnen zGG: Sie werden zwar in dieselbe Mautklasse wie leichtere Reisemobile eingeordnet, benötigen dafür aber zwingend einen Auto-Pass-Chip und die entsprechende Registrierung. Schwere Reisemobile ohne Auto-Pass-Vertrag landen automatisch in der teureren Klasse 2. Die Mauterhebung erfolgt bei der Durchfahrt durch die Mautstation. Dabei wird das Fahrzeug elektronisch erfasst und der Halter erhält eine Gebührenrechnung von Euro Parking Collection (EPC).
Wer partout keinen Wegezoll entrichten möchte, kann ganz ohne Abgaben durch Europa kommen – eilig sollte man es dann allerdings nicht haben. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und für drei beliebte Reiserouten die Kosten für Maut und Sprit ausgerechnet (den ausführlichen Artikel zum Thema Maut umfahren gibt es hier). Jedes, der drei Ziele lässt sich ohne Maut erreichen, die Fahrzeit ist dann aber bedeutend länger.
Liegt das Reiseziel im Norden, hat man die Wahl zwischen zwei Varianten. Entweder über Land genauer gesagt über die beiden großen Brücken Storebaelt und Öresund oder das Wohnmobil kommt auf die Fähre. Letztere ist nicht nur bequemer, sondern dazu günstiger als die Fahrt über Land, dafür ist man etwas länger unterwegs. Die Fährpreise hängen von der Länge des Fahrzeugs und der Personenzahl ab. Außerdem ist die Saison für den Fährpreis ausschlaggebend, am besten buchen Sie so früh wie möglich. Tagfahrten sind günstiger als Nachtfahrten, weil dann keine Kabine dazu gebucht werden muss.
Frankreich ist ein beliebtes Reiseziel, Maut fällt auf den meisten Autobahnen an. Wer kleinere Straßen wählt, sieht man nicht nur mehr von der hübschen Landschaft, sondern spart sich die Gebühren. Die A 75 durchs Zentralmassiv ist größtenteils kostenlos, nur bei Millau wartet die gebührenpflichtige Brücke, die aber auch umfahren werden kann. Wer unterwegs Richtung Spanien ist und sparen will, sollte die Route über die Schweiz in Erwägung ziehen. Vor allem Reisemobile über 3,5 Tonnen, die die Schwerlastabgabe in der Schweiz bezahlen müssen, kommen so günstiger weg als bei der Fahrt über französische Autobahnen.
Geht die Fahrt nach Bella Italia, kann man die Schwerlastabgabe gleich ein zweites Mal nutzen und spart sich obendrein noch die Querelen mit der österreichischen Go-Box. In Italien selbst sind die Autobahnen mautpflichtig, schöner und günstiger sind die Landstraßen. Auf der anderen Seite der Adria ist Kroatien ein beliebtes Ziel. Auf dem Weg dorthin wird Slowenien passiert, das mit 30 Euro für einen Monat sehr hohe Vignettenpreise aufruft. Wer diese Maut umfahren will, muss achtgeben, wirklich keine mautpflichtige Straße zu befahren, andernfalls sind die Strafen horrend. Zeitersparnis gegen Geldersparnis: Die Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen. Wer noch berufstätig ist und nur eine begrenzte Zahl an Urlaubstagen hat, wird im Zweifelsfall wohl die schnellere Route vorziehen.
Eine schnelle und bequeme Art, die Straßengebühren in Frankreich, Spanien, Portugal und Italien kontakt- und bargeldlos an den Zahlstellen zu begleichen, stellt die Verwendung des Mauttransponders von Bip & Go dar. Dieser funktioniert – das bestätigen Testfahrten von promobil in allen vier Ländern – zuverlässig für Mobile bis 3,5 Tonnen und bis zu maximal drei Meter Höhe. Maßgeblich ist die bauartbedingte Höhe, das heißt: "Lose" Aufbauten wie Dachboxen und Satellitenantennen zählen nicht. Um eine rasche Durchfahrt zu gewährleisten, rät Bip & Go, den Transponder mittels beiliegenden Halters und Klebepads rechts neben dem Innenspiegel zu platzieren.
,Trotz vermeintlich richtiger Montage traten in unserem Test gelegentlich kleine Verzögerungen auf, seltsamerweise aber nur im Ursprungsland des Systems, in Frankreich. Besonders fix arbeiteten die Erfassungsgeräte an den italienischen Stationen. Leise Pieptöne aus dem Transponder signalisieren gewöhnlich die erfolgreiche Registrierung und die Öffnung der Schranke. Portugal-Reisende warten indes vergeblich auf eine Bestätigung, da man dort eine andere (meist schrankenlose) Technik verwendet. Doch besonders in Portugal mit seinen vielen mautpflichtigen Strecken ist diese Art der Bezahlung ein enormer Komfortgewinn, da die je nach Betreiber unterschiedlichen Zahlungsmodalitäten oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Mobilfahrer müssen die Fahrspuren an den Mautstationen benutzen, die mit einem orangefarbenen "T" gekennzeichnet sind; sie befinden sich in der Regel rechts. Die maximal zulässige Passiergeschwindigkeit beträgt 30 km/h. Durchfahrten mit der Bezeichnung "Réservé" sind Pkw vorbehalten.
Zwei Preismodelle stehen zur Wahl: Bei unregelmäßig durchgeführten Reisen empfiehlt sich die Variante "gelegentliche Nutzung". Hier beträgt die monatliche Grundgebühr 1,70 Euro für Frankreich und je 2,50 Euro für die übrigen Länder. Sie fällt nur in den Monaten an, in denen der Transponder genutzt wird. Für Vielfahrer kommt unter Umständen ein Jahresabo günstiger. Preise: 16 Euro für Frankreich und je 10 Euro für Spanien und Portugal und/oder Italien. Hinzu kommt noch die Gebühr für die gefahrene Strecke. Das Gerät kostet einmalig 14 Euro bzw. 10 Euro (ohne Italien) zuzüglich 10 Euro Versand. Für Portugal und Italien ist der Eintrag des Fahrzeugkennzeichens im persönlichen Kundenportal vorgesehen. Er dient nur für den Abgleich im Reklamationsfall. Bip & Go-Kunden können das Kennzeichen jederzeit ändern. Die Monatsrechnungen sind online abrufbar, die Bezahlung erfolgt ausschließlich per Lastschrift.
Die Bestimmungen sind innerhalb der EU nicht einheitlich geregelt, und jedes Land hat eigene Vorgaben.
Deshalb ist es wichtig, sich vor jeder Auslandsreise umfassend zu informieren, und zwar nicht nur über die geltenden Verkehrsregeln in der Zieldestination, sondern auch auf dem Weg dahin. Das beginnt schon bei den Verkehrszeichen und den Geschwindigkeitsvorgaben. Passt das Mobil in der Höhe noch durch die kleine Unterführung – oder bleibt man stecken? Und wie schnell darf man eigentlich auf einer Landstraße fahren? Nicht nur in Norwegen, wo eine Geschwindigkeitsübertretung von über 20 km/h bereits zu einer Strafe von 375 Euro führt, werden drastische Bußgelder fällig.
Die Lichtpflicht rund um die Uhr gilt mittlerweile in fast ganz Europa (in Kroatien muss das Licht am Tag nur in der dunklen Jahreszeit leuchten). Anders sieht es aus bei der Kennzeichnung von Ladung, wenn sie am Fahrzeugheck transportiert wird: Italien, Spanien und Portugal bestehen auf ganz bestimmten Warntafeln. Immer weiter verbreitet sind außerdem Umwelt- und City-Maut-Zonen, die mittlerweile – bis auf Kroatien – in allen beliebten Urlaubsländern ausgewiesen sind.
Nicht nur Geschwindigkeitsbegrenzungen, auch die Regeln für Zufahrtsverbote, Umweltzonen und City-Maut sollten bereits vor der Reise bekannt sein. Denn europaweit einheitliche Regelungen für Reisemobile gibt es leider nicht. Wer weiß, was wo gilt, kann den mitunter empfindlichen Strafen entgehen, die bei Missachtung zu zahlen sind. Extra-Tipp: Die App "Green-Zones" listet Informationen zu Umweltzonen recht übersichtlich auf (Apple-/Google-Store).
Europas Vielfalt spiegelt sich auch in den Mautsystemen der einzelnen Länder wider, wie die Tabelle rechts zeigt. Wer nach dem Urlaub keine böse Überraschung in Form von Bußgeldbescheiden erleben will, sollte im Vorfeld notwendige Registrierungen frühzeitig in Angriff nehmen.
Belgien
Bosnien-Herzegowina
Bulgarien
Dänemark
Deutschland
Frankreich
Griechenland
Großbritannien
Irland
Island
Italien
Kroatien
Litauen
Moldau
Montenegro
Niederlande
Nord-Mazedonien
Norwegen
Österreich
Polen
Portugal
Rumänien
Schweden
Schweiz
Serbien
Slowakei
Slowenien
Spanien
Tschechien
Türkei
Ungarn
Weißrussland
Auch die Maut-Profis unter den Reisemobilisten lernen nie aus, schließlich gibt es jedes Jahr Änderungen in der Bemautung, Zahlungsweisen ändern sich und weitere Strecken werden kostenpflichtig. Letzteres betrifft zum Beispiel Italien. Dort wurde ein neues, komplett automatisiertes Mautsystem namens Free Flow eingeführt. Betroffen ist der Großraum Mailand, genauer die Autostrada 36 (A 36). Mit Hilfe von Sensoren werden dort die Kennzeichen der durchfahrenden Fahrzeuge erfasst.
Um die Bezahlung muss man sich selbstständig kümmern, denn klassische Mautstationen mit Zahlhäuschen gibt es nicht. Stattdessen erfolgt sie durch eine Online-Registrierung oder einen Telepass (siehe "Maut-Boxen"). Über die Homepage der Autobahngesellschaft (https://apl.pedemontana.com) kann man sich mit seinem Kfz-Kennzeichen für eine gelegentliche Nutzung registrieren oder die entsprechende App "APL Free Flow" auf seinem Smartphone installieren. Die Begleichung der Gebühren erfolgt per Kreditkarte und muss innerhalb von 15 Tagen über die Bühne gehen.
Wer sich im Vorfeld nicht informiert und vorbereitet, riskiert ein Bußgeld, wenn er die A 36 trotzdem befährt. Möchte man sich weder online registrieren noch einen Telepass-Vertrag abschließen, gibt es eine weitere Bezahlmöglichkeit. Innerhalb von 15 Tagen nach dem Befahren der mautpflichtigen Strecke muss die Kundendienststelle "Punto Verde" auf der A 36 an der Anschlussstelle Mozzate (Como) aufgesucht und dort unter Angabe des Kfz-Kennzeichens die Gebühr in bar bezahlt werden. Dies ist zusätzlich an acht Tankstellen in der Region möglich. Einzelheiten dazu finden sich ebenfalls auf der Homepage der Autobahngesellschaft, Stichwort "Bezahlpunkte". (www.aiscat.it)
2023-11-20T16:02:43Z dg43tfdfdgfd